Geschichte des Wohnplatzes, der Gemeinde und des Ortsteils Ailingen

Ailingen in mittelalterlichen Urkunden

altes Schriftstück
Erste urkundliche Erwähnung von Ailingen Bild: Stiftsarchiv St. Gallen

Ein Gründungsdatum für den Wohnplatz Ailingen ist nicht bekannt. Um einen möglichst frühen Nachweis der Existenz eines Orts zu erhalten, wird daher meist auf die Ersterwähnung des Ortsnamens zurückgegriffen. Archäologische Nachweise hingegen sind meist ungenau und müssen nicht selten korrigiert werden. Für die Zeit der alemannischen Einfälle im 3. bis 5. Jh. fehlen aussagefähige Relikte im gesamten Bodenseeraum, so auch für Ailingen. Mit der schriftlichen Ersterwähnung befinden wir uns im Gegensatz dazu auf gesichertem Terrain. Für Ailingen bringt diese Datierung allerdings den Umstand mit sich, dass das Datum der Urkundenausstellung zwei Möglichkeiten bereithält: Entweder wurde nach dem Regierungsjahr König Karlmanns datiert (20. März 771) oder es wird von einer Zählung nach dem Todesjahr König Karlmanns ausgegangen (20. März 774). Egal, für welche Lesart wir uns entscheiden, objektiv besehen sagen beide Daten über die eigentliche Besiedlung nichts aus.

Als „villa Ailingas“ weist die urkundliche Erwähnung eher auf ein Hofgut, maximal auf ein kleines Dorf hin. Dort und in einem nicht mehr nachweisbaren Ort an der Schussen („Scuzna“) übergab der Priester Hymmo (Immo) seine Güter an das Kloster St. Gallen, um sich nach dem Tod die Aufnahme in den Himmel der Christen zu sichern. Diese testamentarische Verfügung einer Einzelperson besagt noch zweierlei: Ailingen war Bestandteil der Verwaltungseinheit Linzgau und wies – was durchaus nicht unüblich war – zwei verschiedene Schreibweisen in ein und derselben Urkunde auf: „Ailingas“ / „Helingas“. Die letztere Schreibweise, welche die Corroboratio (Siegelankündigung des Immo und der zehn Zeugen) einleitet, ist nicht uninteressant. So könnte „helinga“ (alemannisch) mit „glatt“ und „schlüpfrig“ übersetzt einen Hinweis auf die ehemals sumpfige Landschaft und Beschaffenheit der Umgebung geben und muss nicht, wie oft bloß behauptet, auf einen alemannischen Personennamen (Agilo, Egilo, Ailo) deuten. 

Möchten Sie mehr über die Geschichte Ailingens erfahren?

Dieser Text ist ein Auszug des Artikels von Jürgen Oellers, Stadtarchivar bei der Stadt Friedrichshafen. Die interessante Abhandlung von der ersten urkundlichen Erwähnung bis ins 21. Jahrhundert zur Geschichte von Ailingen können Sie im Ortsbuch „1250 Jahre Ailingen“ nachlesen. Das Jubiläumsbuch ist ab 21.03.2023 bei der Ortsverwaltung Ailingen und im örtlichen Buchhandel erhältlich.

Kontakt

Ortsverwaltung Ailingen
Hauptstraße 2
88048 Friedrichshafen
Tel. +49 7541 507-0

https://www.ailingen.de
Informationen & Öffnungszeiten
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